Ein nicht seltener Wunsch: Die positive Teamkultur in der Kanzlei

Von Raymond Wilbois

Es gibt zahlreiche Veröffentlichungen in unterschiedlichen Medien sowie in der Fachliteratur, in denen Tipps und Verhaltensformen zur Entwicklung von Teams nachzulesen sind. Alle Hinweise und Empfehlungen haben eines gemeinsam: Positiv denkende Menschen in Arbeitsgruppen unterliegen dem Motivationsaspekt. Kein Unternehmen, auch keine Steuerberatungskanzlei, ist existenzfähig, wenn die Bereitschaft der Mitarbeiter in ihren Tätigkeitsfeldern die notwendige Leistung zu erbringen, fehlt.  

Unterstützt wird diese Grundthese durch verschiedene wissenschaftliche Studien, aus denen in den letzten Jahren allerdings auch deutlich wird, dass die emotionale Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen als rückläufig bewertet wird. Diese Erkenntnis ist nicht neu, denn ungefähr seit 2001 ist der Anteil der Beschäftigten, die sich tendenziell immer weniger mit ihrer Arbeit identifizieren, von 15 Prozent auf 23 Prozent gestiegen; derzeit in der Tendenz steigend. (Gallup-Studien, https://www.gallup.de/home.aspx).

Man kann für diese Entwicklung durchaus den gesellschaftlichen Wertewandel anführen, der auch vor Kanzleien nicht halt gemacht hat. Diese Betrachtung erlaubt es festzustellen, dass Führungskräfte in Steuerberatungskanzleien für eine Teamkultur sorgen müssen, die das Prädikat “WIR-Gefühl” verdient, wenn sie ihrer Verantwortung gerecht werden wollen.

Neben einer sachlichen Bewertung der Arbeitsgüte und -menge geht es insgesamt auch um die Kommunikation nach innen und außen.

Über ein Teamklima können positive Kommunikationsströme entstehen, aus denen eine emotionale Bindung an den Arbeitgeber – die Steuerberatungskanzlei – wächst.

Die Teammotivation unterliegt naturgemäß auch Schwankungen, denn jede Veränderung in der Arbeitsgruppe kann zu Spannungen oder Motivationsdefiziten führen. Hierzu zählen beispielsweise das längere Fehlen eines Mitarbeiters durch Krankheit, ein besonders wichtiger Mandatsverlust, die Neueinstellung eines Mitarbeiters und damit eine veränderte Ablauforganisation oder ein unregelmäßiges Informationsverhalten seitens der Kanzleileitung. Es gibt auch einzelne Teammitglieder, die sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr mit dem Rollenverhalten identifizieren und dadurch zu Problemfällen werden können.

Teammotivation und Teamkultur sind eng miteinander verwobene Geschehnisse, in deren Besonderheiten sich eine Unternehmens- bzw. Kanzleiphilosophie widerspiegelt.

Viel zu wenig trauen sich Vorgesetzte in einer Kanzlei, regelmäßige Feedback-Gespräche mit ihren Mitarbeitern zu führen. Es fehlt den Personen mit Führungsfunktion (die Kanzleileitung ist im Regelfall nicht ausgenommen) an gelernter psychologischer Methodik und damit am wirksamen Situationsverhalten.

Führung ist erlernbar, wenn man bereit ist, sich regelmäßig mit einer bedürfnisgerechten Arbeitsgestaltung und den Mitarbeitern positiv auseinander zu setzen.

Der Autor dieses Beitrages ist selbstständiger Verhaltenstrainer und bietet zu dem beschriebenen Themenkomplex am 19. August 2020 im Tryp Hotel, Münster, eine entsprechende Seminar-Tagesveranstaltung für Führungskräfte in Kanzleien an.